„Umzügle“ durch die Bobbestrooß

Stockriewer machten Kindern eine große Freude

An Fastnacht 2020 war es noch ein Rekordumzug mit 80 Wagen und Fußgruppen gewesen, 2022 kam dank Corona nur ein „Umzügle“ zustande. Aber dieser Ersatz, eine Notlösung, hinderte weder Kinder noch Erwachsene daran, nach der Zeit der Entbehrungen ein klein wenig die Fastnacht zu genießen und sich wieder einmal so richtig zu freuen.

Ein richtiger Umzug mitten auf den Straßen konnte aufgrund der Corona-Auflagen nicht ermöglicht werden. Also mussten die Kinder zumeist auf den Gehwegen die Strecke zwischen Blumen-Kuhn und Bäckerei Pagel zurücklegen. Doch damit kamen die Kleinen und auch ihre Begleiter gut zurecht.

Erkennbar freuten sich die Kinder, vorwiegend aus dem Kindergarten und der Schule, über die gebotene Chance, sich in wunderschönen Kostümierungen präsentieren zu dürfen: vom Indianer bis zum Feuerwehrmann, von Rotkäppchen bis zur Prinzessin.

Vor allem am Dorfplatz, aber auch am Ausgangspunkt und am Ziel standen begeisterte Fastnachter beisammen, winkten und klatschten. Mit Musik erfreute eine Gruppe um Sabine Herberger die Schar der Zuhörer und Zuschauer.

Die ursprünglich angedachte Verpflegung reichte bei Weitem nicht. Benötigt wurde die dreifache Menge. An den drei Hauptständen gab es Würste, Flammkuchen, Käsebrote – und für die Kinder allerlei Süßigkeiten und Spielsachen. Die strahlenden Gesichter waren für die Organisatoren sicherlich eine schöne Belohnung für die viele Arbeit.

Aufgerufen zum Mini-Umzug hatten die Stockwiewer, die für neue Ideen und Initiativen immer zu haben sind. So auch das erstmalige Narrenwecken, wie es in der alemannischen Fastnacht üblich ist.

In einem Flyer hieß es:

„Hallo Kinner, uffgebasst
in Rhoser isch bald Fasenacht!
Äm Fasnachts-Sunndag
vun de Zwai bis de Fünfe -
entlang der Bobbestrooß
Fer verkleidete Pimpfe.“

Ja, eine Bobbestrooß, also eine Puppenstraße, gibt es nur in Rheinsheim. Entlang der Hauptstraße hängen und baumeln fast 100 lebensgroße Gestalten an den Laternenmasten und Bäumen. Statt weihnachtlicher Sterne sind in der närrischen Zeit hochfastnachtliche „Sternschnuppen“ zu bewundern.

Was der Stadtteil zu bieten hat, ist eine kleine Sensation: ein einzigartiges „Spalier der Puppen“, eine Kunstinstallation, heißt es.

Und die lieben Bobbe grüßen, stets freundlich und nie vergrämt, die Rheinsheimer Bevölkerung und alle Durchreisenden entlang der Hauptstraße.

Im zweiten Corona-Jahr 2022 ging es den Stockriewer darum, wieder etwas Besonderes – im wörtlichen Sinn – auf die Beine zu stellen. „Wir können nicht feiern, also mussten wir uns etwas einfallen lassen“, verrät die Chefin Doris Hormuth. So entschloss sich der „Verein zur Pflege des fastnachtlichen Brauchtums“, erneut die Straßen zu verzieren und die Narren verdientermaßen in Szene zu setzen.

Eine solche Straße wie in Rheinsheim gebe es nirgendwo sonst, meinten die ersten herbeiströmenden Besucher, voll des Lobs und voller Begeisterung.

Auch in, vor und sogar auf den Schaufenstern der „Stockriewergeschäfte“ Helga Pagel und Beate Kuhn haben sich attraktive Püppchen niedergelassen.

Die Stockriewer verweisen auf etwa 150 Mitglieder in ihren Reihen. Allein um zehn Prozent konnte die Zahl in jüngster Zeit gesteigert werden. Die vielen tollen Aktivitäten unter der neuen Vorstandschaft machten sich bezahlt. „Der Dank und die Anerkennung kommen auf diesem Weg zurück“, meint dazu Doris Hormuth.

 

Schmidhuber

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