„Unsere Gedanken sind bei den 900 Arbeitnehmern und ihren Familien“

Solidaritätsbekundung des Gemeinderats für die Goodyear-Betroffenen/Heftige Kritik am Konzern

Verbale Watschen von allen Seiten gab es für die Geschäftsführung von Goodyear Dunlop Tires Germany. Mit deutlichen Worten zeigten Bürgermeister und Stadträte nicht nur ihr Unverständnis, sondern auch ihren angestauten Unmut über den Großkonzern, der knapp 900 seiner Mitarbeiter - wie es hieß – kurz vor Weihnachten auf die Straße setzen werde. Der Vorwurf, ein Missmanagement verantworten zu müssen, gehörte ebenso zu den Vorhaltungen wie „unsoziales Verhalten“. Im Vordergrund stehe nur der Profit. Das Schicksal verdienter, langjähriger Mitarbeiter interessiere nicht.

Erneut stand das „große Sorgenthema Goodyear“, so ein Zuhörer, auf der Tagesordnung einer Gemeinderatssitzung, weil der Bürgermeister die Zustimmung zu einer „Solidaritätsbekundung“ mit den Beschäftigten des Reifenwerks einholen wollte, die er auch in einstimmiger Form erhielt. Von der Verwaltung war ein Schreiben an den Betriebsratsvorsitzenden Horst Haag vorgelegt worden. Dort heißt es: „Die Gedanken von Gemeinderat, Stadtverwaltung und Bürgermeister sind bei den rund 900 Menschen sowie deren Familien und Angehörigen, denen in Zukunft die Arbeitslosigkeit droht. Wir sichern Ihnen persönlich, dem Betriebsrat und der gesamten Belegschaft unsere uneingeschränkte Solidarität und unsere Unterstützung im Rahmen unserer Möglichkeiten zu.“

Zuvor schilderte der Rathauschef die vielfältigen Bemühungen auf allen Ebenen, so die Einschaltung der jeweiligen Wirtschaftsminister im Bund und Land durch die Abgeordneten Olav Gutting und Ulli Hockenberger, das eindringliche Schreiben von Landrat Christoph Schnaudigel an den Goodyear-Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Zentes, an die Resolution der SPD-Kreistagsfraktion.

Für ihn stehe fest, das Management des Konzerns habe versagt, betonte Jochen Pöschel für die SPD. In keiner Weise werden der Einsatz der Mitarbeiter, auch in früheren Notzeiten, und die finanzielle Unterstützung des Werks durch die Stadt gewürdigt, etwa beim Großbrand oder beim Bau der Zufahrtsstraße. „So unmenschlich verhält sich kein Unternehmen“, ärgerte sich Christopher Moll (FW) und fragte „etwas enttäuscht“ nach der „Solidarität durch die Nachbarbürgermeister“. Hochinteressante Vergleiche mit „Michelin“ in Karlsruhe stellte Hans Gerd Coenen (CDU) an. „Der Reifenkonkurrent Michelin versteht wohl sein Handwerk um einiges besser“, lautet sein Resümee. Unvorstellbares Leid löse die Entscheidung der Goodyear aus, vermutet Ingo Kretschmar (ULi). Viele Familien werden wohl ihre Häuser verkaufen müssen. „Wir werden hier noch sehr viele Elend erleben.“ Gefragt sei jetzt die Solidarität unter allen Werken. Peter Haake zitieret erbost Pressemitteilungen, wonach neue Goodyear-Reifenwerke in Mexiko, Indien und China für weit über 500 Millionen US-Dollar geplant sind.

(Schmidhuber)

 

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