Weichenstellung für 40 Mitarbeiterwohnungen/Historisches Hofgut auf der Rheinschanzinsel wird saniert

Auferstehen aus Ruinen soll das einst historische Hofgut auf der Rheinschanzinsel: konkret der sogenannte Mittelhof. Mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung befasst. Der Aufstellungsbeschluss stammt vom April 2024. Einmütig nahmen die Fraktionen, wie es die Beschlussvorlage vorsah, Kenntnis von den im Beteiligungsverfahren eingegangenen Stellungnahmen der Öffentlichkeit und der sogenannten Träger öffentlicher Belange.

Den Abwägungsvorschlägen des beauftragten Büros Modus Consult stimmte das Gremium einmütig zu, nahm verschiedene Anpassungen und Ergänzungen vor, billigte sodann den überarbeiteten zweiten Entwurf des Bebauungsplans. Der dritte Beschluss lautete, die öffentliche Auslegung und die Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange durchzuführen.

Der dringend notwendige Wiederaufbau des völlig heruntergekommenen Hofguts scheiterte über viele Jahre hinweg an behördlichen Auflagen. Jetzt soll und kann das Gebäude, bei zwei Bränden zerstört und von Vandalen heimgesucht, von Grund auf saniert und dabei der ursprüngliche Baustil beibehalten werden. Unterkünfte sind für Mitarbeiter und Saisonarbeiter vorgesehen. Für das Projekt zeichnet die „Rheinische Pilz-Zentrale“ in Geldern (NRW) verantwortlich, die direkt daneben die größte Champignon-Pilzzuchtanlage im Südwesten betreibt.

1880 war die Rheinschanzinsel von der Zuckerfabrik Waghäusel gepachtet worden. Bis zum EnBW-Erwerb bestand das ab 1843 errichtete Gut aus 24 Gebäuden, darunter ein historisches Herrenhaus und Wohnungen für Arbeiter – mitsamt Brennerei, Kesselhaus, Waghaus und eigenem Hühnerhaus. Davon blieben nur noch drei Gebäudeteile, jetzt Ruinen, übrig.

Zum Restbestand zählt der nunmehr bis auf die Grundmauern abgebrannte Pferdestall mit Werkstatt und Dünge-Lager aus dem Jahr 1907. Einige Jahre nach der Schließung der Waghäuseler Zuckerfabrik kaufte die EnBW den Besitz auf. Nicht nur der vernichtete historische Glockenturm stand einmal unter Denkmalschutz, sondern das ganze Ensemble. 

Immer wieder bemühte sich Christian Coenen als früherer Eigentümer um eine sinnvolle Nutzung des Geländes und der Baulichkeiten, scheiterte jedoch an den Behörden. So kam es zu einem „Lost Place“: zu einer Einladung für alle neuzeitlichen Vandalen. Frustriert verkaufte Landwirt Coenen das Areal.

Der Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst eine Größe von rd 3.000 Quadratmeter. Geplant sind im Erd- und Obergeschoss rund 40 Mitarbeiterzimmer plus Nasszellen und Gemeinschaftsräume, informierte auf BNN-Nachfrage der Geschäftsführer und Biochampignonzüchter Patrick Deckers mit Hauptsitz in Geldern.

Mit dem Bebauungsplan soll ein rechtssicherer Rahmen für die Reaktivierung der leerstehenden Gebäude geschaffen werden. Im Vordergrund steht der Erhalt der ortsbildprägenden Bausubstanz und der historischen Kubatur.

 
W. Schmidhuber

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