Wie in guten alten Garnisonszeiten
Vier Ensembles spielten für Bundeswehrsozialwerk und ukrainische Flüchtlinge
Das vielgelobte Benefiz-Kammerkonzert, ausgerichtet von der Stadt Philippsburg und vom Bundeswehr-Sozialwerk, hat die Soldaten in ein anderes Licht gerückt. Zu erleben waren, anders als von den derzeitigen Fernsehbildern aus der Ukraine gewohnt, friedliche musizierende Uniformierte. Nicht für Kampf und Krieg standen sie in Reih und Glied, sondern in diesem Fall für Muße und Erbauung, Freundschaft und Hilfsbereitschaft.
Auf der Bühne der Jugendstil-Festhalle ließen die Instrumentalisten der Bundeswehr die „gute alte Zeit“ gegenwärtig werden: die Epoche zwischen 1963 und 1997, als Philippsburg den Ruf als bedeutende Garnisonstadt am Rhein genoss, wo bis zu 1.800 Soldaten lebten. Mehr als 400 Jahre lang prägte Militärmusik die Geschichte der ab 1615 errichteten Festung. 1963 zogen die ersten Bundeswehrler in die Kasernen ein und machten die Stadt zum Standort der größten Artilleriegarnison.
Jetzt spielte die Streitkraft erneut eine Rolle, wenn auch nur für zwei Stunden. An die alten Zeiten der Salmkaserne fühlte sich ein Teil der Besucher erinnert. Freudig begrüßt wurden die jungen Musikerinnen und Musiker von den beiden Schirmherren der Veranstaltung, Bürgermeister Stefan Martus und Brigadegeneral a. D. Manfred Hofmeyer.
2022 gab nicht das übliche 60-köpfige Blasmusikorchester seine Visitenkarte ab, diesmal stand ein Kammerkonzert mit vier verschiedenen Gruppen an: das Barock-Ensemble, das Posaunenquartett, die Truppe der „Freiwillig-Wehrdienstleistenden“ und das Saxophonquartett: alles in allem 24 Frauen und Männer unter der Regie von Hauptmann Dominik Koch. Für einen würdigen Auftakt sorgten die Vertreter des Barocks mit Oboen, Fagott und Generalbass. Zu den Darbietungen gehörte ein Hörgenuss aus der Johann-Sebastian-Bach-Kantate „Wir eilen mit schwachen doch emsigen Schritten“.
Zu Philippsburg passt der Welthit von Louis Armstrong, „What a wonderful World“, vermuteten wohl die vier Posaunisten bei dem Textteil „Dann denke ich mir: was für eine wunderbare Welt.“ Die beiden Beiträge der elf „Freiwilligen“ beeindruckte zutiefst. Mit auffallend langanhaltendem Beifall bedankte sich das Publikum in der Jugendstil-Festhalle für die „Meisterleistung“, so eine Bewertung einer erfahrenen Besucherin. Besonders faszinierte „Die Moldau“. In seinem berühmten Orchesterwerk hat der Komponist Bedrich Smetana den Flusslauf in Töne verwandelt.
Ihr Können stellten auch die vier Saxophonisten unter Beweis. Ein Wohlgefühl löste die rieselnde Melodie in der Forrest-Gump-Suite aus, die am Ende zu einem imposanten Höhepunkt führt. Der mitreißende Soundtrack in dem Erfolgsfilm stammt von Alan Silvestri. Zum Finale spielte das gesamte Musikkorps die Nationalhymne. Die Einnahmen aus dem Konzert – hinzu kommen noch Spenden – sind für die „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien“ und für ukrainische Flüchtlinge bestimmt.
Schmidhuber