Wohin mit den sechs Kindergartengruppen?

Gemeinderat will alle denkbaren Lösungsmöglichkeiten geprüft wissen

Welche Möglichkeiten gibt es zur Schaffung von rund 100 zusätzlichen Betreuungsplätzen für Kinder zwischen dem ersten und sechsten Lebensjahr? Wie und wo lassen sich die dringend benötigten sechs Kindergartengruppen einrichten? Ein Beschluss im Gemeinderat blieb aus, es blieb bei einer recht lebhaften Diskussion. Was daran lag, dass die Verwaltung, wie es hieß, „über Nacht“ mit neuen, teils erheblich von der Sitzungsvorlage abweichenden Zahlen aufwartete. Doch das wollten alle vier Fraktionen nicht hinnehmen, zeigten sich sauer bis stinksauer und beschlossen, sich zwar mit der Thematik auseinanderzusetzen, aber keine Entscheidung zu treffen.

Kritik übten vor allem CDU und SPD daran, dass eine „nahe liegende Lösungsmöglichkeit“ ausgeklammert worden sei. Beide Fraktionen wollen geprüft haben, ob es an den sechs Schulen der Stadt frei gewordene Raumkapazitäten gebe. So rechnete Jochen Pöschel (SPD) vor, dass die Schülerzahlen an den Philippsburger Schulen seit 2005 „ganz deutlich“ zurückgegangen sind. Doch die Verwaltung hatte diese Überlegung nicht auf ihrer Agenda. Für sie bieten sich drei Varianten an: Umbau der ehemaligen Gewerbeschule (mit Container-Überbrückung), ein kompletter Neubau oder eine Unterbringung in einer „Containeranlage“.

Für erhebliche Verärgerung sorgte die kurzfristige Korrektur der vorgelegten Kosten für die einzelnen Maßnahmen: Die Nutzung der Gewerbeschule würde 1,75 Millionen Euro verursachen, ein neuer sechsgruppiger Kindergarten in konventioneller Bauweise sollte bei 2,52 Millionen liegen. Zu einer Überraschung führte der Kostenvoranschlag für die Container. Dafür müsste die Stadt bei einem Kauf knapp 2,3 Millionen Euro aufbringen. In der Vorlage war noch die Rede von rund 700.000 Euro. Genauso viel Geld wie bei einem Kauf falle für eine fünfjährige Anmietung an. Hinzu kommen 150.000 Euro für die Ausstattung der sechs Räume. Unklar blieb auch der mögliche Standort für einen Neubau, egal in welcher Ausführung. Hier stehen die „Ablasswiesen“ bei der Förderschule oder das Neubaugebiet „Erlenwiesen“ zur Diskussion.

Ingo Kretschmar (ULi) platzte regelrecht der Kragen: „Jedes Mal bekommen wir neue Zahlen serviert. Wir brauchen belastbares Zahlenmaterial, um Entscheidungen treffen zu können. Erst die Arbeit machen und dann vorlegen“, lautete seine Vorhaltung, ans Fachreferat gerichtet. Fragen nach möglichen Zuschüssen und dem hohen Personalbedarf stellte Werner Back (CDU). Für den SPD-Fraktionschef Pöschel ist unbedingt zu klären, ob nicht die Schulen solche Gruppen aufnehmen könnten. „Warum nicht eine schnelle und kostengünstige Lösung? Wir haben viel weniger Schüler als früher, also stehen Räume leer“, folgerte er.

Seine Argumentation blieb unwidersprochen: Innerhalb von zehn Jahren sei die Schülerzahl an der Realschule von 574 auf 453 zurückgegangen, am Gymnasium von 1.149 auf 765 und an der Schule Huttenheim von 192 auf 99. „Insgesamt haben wir zwölf Klassen weniger. Wo sind die freien Räume?“ wollte SPD-Kollege Stephan Seifert wissen. Die Stadt dürfe die Angaben der Schulen zu ihren eigenen Raumbedürfnissen nicht einfach blindlings übernehmen, forderte Markus Heil (CDU) und forderte eine „neutrale Überprüfung“. Diesem Ansinnen widersprach Peter Kremer (FW).

(Schmidhuber)

Zurück