Wohngebiet statt Werksgelände

Bürgerinformationsveranstaltung zum Rückbau der Vedag in Rheinsheim

Da dürften sich die Initiatoren der Bürgerinformationsveranstaltung etwas verkalkuliert haben: Der Raum, in dem der angedachte Rückbau des seit 1921 gegründeten und 2018 stillgelegten Rheinsheimer Vedag-Werks präsentiert und erläutert werden sollte, reichte bei weitem nicht aus. Dichtgedrängt standen die Zuhörer, die keinen Sitzplatz fanden, an den Wänden entlang oder gar draußen auf dem Flur.

Die mögliche künftige Nutzung des ehemaligen Betriebsgeländes, jetzt als Projekt „Spitzeck am See“ bezeichnet, interessierte die Bürger. Seit Jahrzehnten werden in der Zweigniederlassung Bitumen- und Polymerbitumenbahnen zur Abdichtung und Isolierung von Flachdächern hergestellt. Nach der Schließung ist sind eine Sanierung und Revitalisierung des ehemaligen Produktionsstandortes angesagt. Ihr ehrgeiziges Vorhaben illustrierten die Verantwortlichen anhand von 20 Charts.

Gleich mehrere Experten standen Rede und Antwort, so Vedag-Geschäftsführerin Annemarie Schuth, Job van Loenen (Direktor Produktion), Elmar Werling (Leiter der Vedag-Umweltprodukte), Claus Lysica (ehemaliger Betriebsleiter) und Jürgen Fleischle, Geologe des mit der Planung beauftragten Ingenieurbüro HPC. Weitere Informationen folgen noch, lautete  die Zusage von Moderator und Kommunikationsberater Erik Walner. Etwas beruhigend sollten wohl auch einige weitere Zusicherungen wirken:  Es gebe keine innerstädtischen LKW-Transporte, der Rückbau erfolge in einem erträglichen täglichem Zeitfenster. Behörden überwachen das Projekt und alle Maßnahmen. Am 1. Juli gehe es los.

Erwartungsgemäß wurden etliche Fragen gestellt und auch Befürchtungen geäußert, so zu den möglichen Altlasten und zur denkbaren Grundwassergefährdung, zum Abtransport des Bauschutts und zur Unterbringung des Materials. Ja, es existierten verunreinigte Flächen, räumten die Fachleute ein, doch zeigten sie sich zuversichtlich, am Schluss der Umsetzung ein unproblematisches Gelände aufweisen zu können. Alles laufe nach vorgegeben Regularien ab, betonte Umweltamtsleiter Joachim Schneider vom Landratsamt.

Näheres zur Zukunft des 2,3 Hektar großen Areals an der Huttenheimer Straße, das aus der ehemaligen Produktionsanlage, aus Werkhallen und dem Verwaltungsgebäude und darüber hinaus aus einem Lagerplatz bestehen, konnte und wollte die Vedag noch nichts sagen. Sie könne sich eine Wohnbebauung gut vorstellen, äußerte sich Annemarie Schuth. Zu beachten sei, dass ein Teil des Betriebsgeländes nur angepachtet ist.

Der Sanierung gingen umfassende Geländeuntersuchungen voraus, hieß es mehrfach. Alle Gefährdungspotenziale seien erfasst, 300 Bodenproben ausgewertet. In drei Schritten gehe die Sanierung voran: zunächst in Form eines Abbaus der Gebäude und Anlagen, dann komme die Bodensanierung, sodann stehe die Grundwassersanierung an. Beim Rückbau kommen die modernsten Technologien, Entsorgungsverfahren und Sicherheitsvorgaben zum Einsatz. Alle Maßnahmen werden von den Behörden überwacht. Wichtig ist allen Beteiligten, „im guten Einvernehmen mit der Bevölkerung und den Anwohnern“ eine optimale Lösung zu finden, was auch die Vertreter der Stadt, so Beigeordneter Dieter Day und Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner, bekräftigten.

Infos: www.spitzeck-see.de und info@spitzeck-see.de,
Bürgertelefon (07256) 801 124

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