Zwei „Maschen“ haben derzeit Hochkonjunktur
Polizeirevier Philippsburg verweist auf zunehmende Versuche von Betrügereien
Vor wenigen Monaten hieß es noch: Grund zur Freude für die rund 66.000 Einwohner im Polizeirevier mit Philippsburg, Waghäusel, Oberhausen-Rheinhausen, Dettenheim, Graben-Neudorf und Hambrücken. Denn es gab einen Rückgang der registrierten Straftaten von rund elf Prozent zu verzeichnen. Doch nun nehmen im Revierbereich besorgniserregende Betrugstaten und telefonischen Versuche von üblen Betrügereien zu.
Darüber klärt Revierleiter Peter Kremer auf: Derzeit kommen zwei Hauptmaschen zur Anwendung. So schockt ein falscher Polizeibeamter mit einer Schreckensnachricht. Oder er meldet sich nach einer angeblichen Festnahme von Tätern. „Im Hinblick auf die Weihnachtszeit ist damit zu rechnen, dass weiterhin oder sogar vermehrt falsche Polizeibeamte auftauchen“, so der Philippsburger Polizeichef. Gleich in mehreren Fällen riefen „Polizisten“ bei älteren Mitbürgern an, zum Teil mitten in der Nacht. Dabei informieren sie die überraschten Personen über eine geschnappte Diebesbande. Bei den Tätern sei eine Liste für künftige Einbrüche gefunden - mit der Adresse des Angerufenen.
Mit geschickten Fragen versucht der falsche Polizeibeamte, weitere Lebensumstände in Erfahrung zu bringen, etwa ob man sich wegen eines fehlenden Hundes oder wegen des vorhandenen Schmucks oder Bargelds gefährdet fühle. Genau diese Daten wären für weitere Ermittlungen und Rücksprachen mit der Bank erforderlich. „Selbstverständlich“ bietet der unbekannte, meist freundliche „Helfer“ einen persönlichen Besuch zur Beratung bei der „richtigen Schmuck- und Geldaufbewahrung“ an.
Dann gibt es noch eine andere Variante: der „Enkeltrick“: Der Enkel oder der Sohn des Angerufenen habe im Ausland einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Nur gegen schnelle Übergabe einer Kaution, die alsbald jemand abhole, könne die Freilassung erfolgen. In der Regel werden die Opfer gebeten, Geld von der Bank abzuheben oder Schmuck für eine Übergabe bereitzuhalten. Ein Diebstahl droht auch bei einer Vor-Ort-„Sicherheitsberatung“ der Betrüger. Zum Teil konnten Geldübergaben durch um Rat gefragte Nachbarn oder aufmerksame Bankangestellte noch verhindert werden, lässt Kremer wissen. Mitunter kam es jedoch zu Aushändigungen von hohen Geldbeträgen. Bei den Tätern handelt es sich um gut Deutsch sprechende Personen. In einigen Fällen stellte sich der ominöse „Revierbeamte“ mit dem Namen „Jung“ vor.
Was rät der Revierleiter? „Seien Sie misstrauisch. Notieren Sie sich die Telefonnummer des Anrufers. Bei Zweifeln an der Echtheit des Anrufs bitte über Notruf 110 direkt die Polizei verständigen.“ Auch soll der Angerufene den Anrufer auffordern, einen Funkstreifenwagen zu schicken. Wichtig sei auch, den Namen und Dienststelle abzufragen. Auf keinen Fall sollten familiäre Verhältnisse oder finanzielle Sachverhalte preisgegeben werden. „Melden Sie sich grundsätzlich bei Ihrer Polizeidienststelle und schildern Sie das Vorkommnis. Und lassen Sie keine fremden Personen in die Wohnung“, empfiehlt Kremer.
(Schmidhuber)