Zwischen „Hauch von Madeira“ und heimischem Tomatenaroma
Unterschiedliche Bewertungen des eigenen Ziergartens und Nutzgartens
Der Philippsburger liebt seinen Ziergarten, der Wiesentaler liebt genauso innig seinen Nutzgarten. Recht unterschiedlich fallen die Geschmäcker aus. Wie auf Madeira fühlt sich Geza Milvich, der in der Philippsburger Söternstraße wohnt. Wer seinen als Prachtgarten gestalteten etwa 100 Quadratmeter großen Innenhof betritt, fühlt sich tatsächlich wie auf der portugiesischen Insel. Mindestens ein Dutzend prächtig blühender tropischer Pflanzen - und dazu noch anderes Beiwerk - sorgen für ein märchenhaftes Ambiente, das seinesgleichen sucht.
Auf gut ein Dutzend Pflanzen kann, etwa sechs Kilometer entfernt, der Wiesnetaler Karl-Heinz Käpplein verweisen, die nicht für das Auge, sondern für den Magen bestimmt sind. Es handelt sich um allerlei Gemüse und Kräuter, die in seinem Garten hinter dem Wohnhaus wachsen. „Alles Eigenanbau“, lässt er wissen. „Was auch immer: Es schmeckt viel besser“, so begründet er seinen fast täglichen Einsatz im Grünen.
Tropisches Philippsburg? Man glaubt es kaum. Die leuchtenden Farben und die mitunter unbekannte Düfte, die sogar die Sinne betören können, finden immer und überall Gefallen. Zu sehen ist eine eher unbekannte Pflanzenwelt, die vor Vitalität strotzt und eine besondere Anziehungskraft besitzt. Vor Jahren hat Milvich mit begonnen, die Tropen-Atmosphäre auf das heimische Grundstück zu holen.
Sein Ziergarten ist ausstellungsreif. Offenkundig wird bei der Besichtigung, dass hier das Gegenteil zum sogenannten Nutzgarten anzutreffen ist. In dem kleinen Stück Paradies werden Pflanzen aufgrund gestalterischer und ästhetischer Aspekte in unterschiedlichen Kombinationen verwendet. Neben der Funktion als Stätte der Erholung und Entspannung dient er vorwiegend der Repräsentation und der künstlerischen Selbstverwirklichung. „Viele beliebte tropische Pflanzen haben längst bewiesen, dass sie es in Deutschland ganz gut aushalten können“, sagt der Philippsburger.
Mit Stolz verweist das Ehepaar Martha und Geza Milvich auf die Besonderheiten, Seltenheiten und Schönheiten, etwa auf die „Elefantenohren“ oder die Schmucklilien „Agapanthus Madeira“, auf die Bananenstauden, Fächerpalmen und Feigenbäume. Dazwischen stehen knallige Dahlien, Oleander in allen Farben, Hortensien, allerlei Rosen – oder auch Nadelhölzer wie die Koniferen. Zu bewundern ist auch der Granatapfel, wie er auch im Mittelmeerraum wächst. Die Backsteinmauer haben Rebstöcke in Beschlag genommen, die so 120 Jahre alt sind. „Sind nur zur Zierde. Den Rattengiggel-Wein kann man nicht trinken“, heißt es.
Zwar haben Karl-Heinz und Margret Käpplein einen saftigen grünen Rasen, aber zugleich einen tipptopp gepflegten Nutzgarten mit einem breiten Sortiment. Hatte vor rund 50 Jahren noch jedes Haus einen Obst- und Gemüsegarten, so ist dies heutzutage eher eine Seltenheit. „Das war ich brauche, kaufe ich mir“, sagen etliche Bürger, die sich die tägliche Arbeit mit der Hacke und Gießkanne nicht machen wollen. Ein Grund für diese Haltung liegt wohl darin, dass der finanzielle und zeitliche Aufwand und auch der erzielte Nutzen in keinem ökonomisch vertretbaren Verhältnis mehr stehen. Doch ist ein Nutzgarten für biologisch und ökologisch angebaute Erzeugnisse von großer Bedeutung. So bei Käpplein in Wiesental.
Bei dem Rentner in der Schützenstraße gibt es alles, was für die heimische Küche interessant und wichtig ist: wohlriechende Tomaten, Schlangengurken, Paprikas, Zucchini, verschiedene Salatsorten, Petersilie, Sellerie, Schnittlauch, Lorbeer, Basilikum. „Damit weiß ich, was ich habe und was ich mit Genuss esse“, bekundet der Hobbygärtner. „Gerade die lockere Handhabung von Spritzmitteln in anderen Ländern, die Gemüse nach Deutschland exportieren, lässt mich auf die Erzeugnisse aus dem eigenen Gärtchen zurückgreifen.“
(Schmidhuber)