Beigeordneter Day zur Lage in Philippsburg I 10.09.2020
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
in den letzten Tagen wurde auf Bundes- und Landesebene viel und zum Teil kontrovers über die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor dem Coronavirus diskutiert. Einige Politiker halten weitere Lockerungen für vertretbar, während andere in Anbetracht der steigenden Zahl von Infizierten Verschärfungen oder zumindest die Beibehaltung der jetzigen Auflagen fordern.
Wenn Spitzenpolitiker sich nicht darüber einig sind, welche Maßnahmen derzeit angebracht sind und manche Minister oder Ministerpräsidenten trotz steigender Infektionszahlen versuchen, sich in den Lockerungsvorschlägen gegenseitig zu überbieten, trägt das nicht unbedingt dazu bei, dass die Anti-Corona-Maßnahmen bei der Bevölkerung weiterhin auf breite Akzeptanz stoßen. Diese Diskussionen verunsichern mehr und tragen zur allgemeinen Politikverdrossenheit bei. Dringend notwendig wäre eine auf Fakten basierte Aufklärung sowie ein weitgehendst einheitliches Auftreten nach außen. Durch die Profilierungssucht einiger Politiker wird dagegen eher der Zulauf zu den Demonstrationen gegen die Schutzmaßnahmen gespeist.
Priorität sollten jetzt z.B. die Stabilisierung der Wirtschaft und damit verbunden die Sicherung von Arbeitsplätzen sowie die Aufrechterhaltung vom Schul- und Kita-Betrieb haben. Letzteres entlastet die Familien und stärkt die Wirtschaft, liegt somit in unser aller Interesse. Wir alle haben während und nach dem Lockdown Opfer bringen müssen – die einen sehr viel, die anderen weniger – und stehen im internationalen Vergleich sehr gut da. Diesen bitter errungenen Erfolg dürfen wir keinesfalls leichtfertig verspielen – einen zweiten Lockdown können wir uns kaum leisten – weder wirtschaftlich noch finanziell.
Ich teile deshalb die Ansicht des bayrischen Ministerpräsidenten Söder, dass im Zweifel weitere Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen hinter diesen Zielen zurückzustehen haben.
Wenn Sie diesen Stadtanzeiger in Händen halten, werden auch in Baden-Württemberg die Ferien zu Ende sein. Hoffen wir, dass sich die Zahl der Infizierten nach der Rückkehr aus dem Urlaub in Grenzen halten wird. Derzeit erreichen uns täglich viele Meldungen des Gesundheitsamtes über Reiserückkehrer aus den sogenannten Risikogebieten, die es zu überwachen gilt. Glücklicherweise sind die meisten dieser Rückkehrer bisher negativ auf das Coronavirus getestet.
Während wir auf Bundes- oder Länderebene keine direkte Einflussmöglichkeit auf das Corona-Geschehen haben, können wir dieses in Philippsburg in gewissem Maße selbst beeinflussen, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen und entsprechend Vorsicht walten lassen.
Im Herbst und Winter wird es zwangsläufig zu einem Anstieg der Infektionen kommen. Die vielfältigen Aktivitäten, die derzeit noch im Freien stattfinden können, werden sich mehr und mehr in die Innenbereiche verlagern, wo die Ansteckungsgefahr ungleich höher ist. Einerseits möchten wir unsere einheimische Gastronomie unterstützen, andererseits müssen wir aber bei allem, was wir tun, besondere Vorsicht walten lassen. Dazu gehört, dass wir - ganz besonders im Innenbereich - die Hygiene- und Abstandsvorschriften beherzigen, uns überlegen, ob wir größere Feiern und Feste nicht verschieben oder ganz darauf verzichten können. Das gleiche gilt auch für Urlaubsreisen in Risikogebiete usw.. Bis ein wirksames Mittel gegen das Virus gefunden ist, sollten wir uns alle stets nach dem Grundsatz verhalten, dass unser aller Gesundheit Vorrang hat.
Ich weiß, dass die Maßnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus nicht überall auf Gegenliebe stoßen und manchmal finde ich es auch lästig, wenn ich eine Maske tragen muss. Wer von uns war nicht schon im Begriff, ein Geschäft oder eine Gaststätte zu betreten und hat dann festgestellt, dass die Maske noch im Auto liegt oder zu Hause vergessen wurde? Trotzdem leben wir momentan im Vergleich zum Lockdown doch recht „komfortabel“ und jammern auf hohem Niveau, da sich alle nach der Lebensnormalität vor dem Corona-Ausbruch sehnen.
Leider ist derzeit keine Alternative in Sicht. Viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger gehören einer Risikogruppe an und bedürfen unseres besonderen Schutzes, der Rücksichtnahme jedes Einzelnen. Die Gefahr ist noch lange Zeit nicht gebannt und 9.300 Tote in der Bundesrepublik sprechen eine deutliche Sprache.
Bitte bleiben Sie weiterhin beharrlich in ihren Bemühungen zur Vermeidung einer Ansteckung mit dem Virus bzw. dessen Verbreitung – dies ist derzeit einfach alternativlos.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und unseren derzeit am Virus erkrankten Mitbürgerinnen und Mitbürgern schnelle Genesung.
Ihr
Dieter Day
Beigeordneter