Bürgermeister Martus zur Lage in Philippsburg I 14.01.2021

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

in Baden-Württemberg haben wir für das gesamte Land den Schwellenwert von knapp 130 Infektionen pro 100.000 EinwohnerInnen innerhalb von 7 Tagen überschritten:

Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 133,4 für Baden-Württemberg (Stand: 14.01.2021, 00.00 Uhr).

Vorab die wöchentlich AKTUELLEN Fallzahlen für Philippsburg und den Landkreis Karlsruhe zu Ihrer Information (Stand 14.01.2021, 00.00 Uhr):

  • Philippsburg: 80 Personen sind als Kontaktpersonen in Quarantäne. Davon 18 Mitarbeiter einer Firma in einem Philippsburger Hotel. Derzeit sind 42 aktive (positiv getestete) Fälle zu verzeichnen. Leider hat das Virus eine unserer Senioreneinrichtungen erreicht. 7 MitarbeiterInnen und 7 SeniorInnen im Seniorenzentrum „St. Martin“ sind positiv getestet worden. Soeben erreichte mich noch die Nachricht, dass eine Person an oder mit „Corona“ dort auch verstorben ist. Unser aller Mitgefühl gilt den Angehörigen!

  • Landkreis Karlsruhe: +126 aktive (positiv getestete) Fälle zum Vortag, 771 aktuelle Fälle, bislang insgesamt 9.773 als positiv erfasste Fälle, 281 verstorbene Personen, 7-Tage-Inzidenz liegt bei 127,4.

Baden-Württemberg verzeichnete +2.224 Infektionen, die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 133,4 und die Bundesrepublik Deutschland verzeichnet +19.600 Neuinfektionen. Bundesweit liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 151,2.

Das Land Baden-Württemberg hat seit Mitte Dezember vergangenen Jahres bis mindestens 31. Januar 2021 einen Lockdown beschlossen. Darüber hinaus gelten in Baden-Württemberg besondere Ausgangsbeschränkungen. Ziel dieser Maßnahmen ist nach wie vor, einen Notstand in den Krankenhäusern zu verhindern und die Sterberate zu drücken.

Die Schulen und Kindergärten sind nach wie vor geschlossen. Die Notfallbetreuung läuft. Hier gilt nach wie vor der eindringliche Appell, diese nur in Anspruch zu nehmen, wenn es unabdingbar ist, da diese vor allem für Eltern in Pflege- und medizinischen Berufen gedacht ist. In diesen Bereichen finden leider im Moment die meisten Ansteckungen statt. Die Eltern, die eine Notbetreuung für ihre Kinder benötigen, können sich im Rathaus melden. Der Zugang zum Rathaus ist in dringenden Fällen nur nach Voranmeldung möglich. Im Bürgerbüro bitten wir Sie, die Außenschalter über die Fensterfront zu nutzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen Ihnen weiterhin per Telefon oder E-Mail zur Verfügung.

Corona fordert uns zu Beginn des Jahres noch einmal alles ab. Wir gehen durch einen harten Winter. Auch wenn nicht jede Regelung verständlich und nachvollziehbar ist, vielleicht auch nicht gerecht, so steht der dringende Appell der Ärzteschaft doch über allem. Reduzieren wir unsere persönlichen Kontakte in den nächsten Wochen noch einmal sehr deutlich. Suchen wir nicht in jeder Regelung ein Schlupfloch, sondern stellen wir uns noch einmal gemeinsam dieser großen Aufgabe. Jede und jeder Einzelne trägt hierfür ein hohes Maß an Verantwortung!

Nach wie vor finden viele Infektionen im Familienkreis statt. Da man derzeit mit Abstand am meisten erreicht, zeigt gerade jetzt der notwendige Abstand die so wichtige Nähe zu unseren Angehörigen.

Halten Sie sich bitte gerade im familiären Umfeld an die AHA+A+L-Regeln, denn nur so geben Sie dem Virus keine Chance.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

kurz vor Weihnachten erreichte mich folgender Bericht eines Mitbürgers über seinen Krankheitsverlauf, den ich Ihnen zur Kenntnis geben darf. Auch hier hat sich das Virus unerkannt in die Familie eingeschlichen.

Bericht eines an Corona erkrankten Mitbürgers

Ich möchte mich mal an alle wenden, die Weihnachten vielleicht nicht ganz so feiern konnten, wie geplant. Ich habe auch meine Weihnachtsgeschichte.

Angefangen hat es am Samstag vor dem 4. Advent. Husten, ein ekliger, trockener Reizhusten. Viel Thymiantee und Honig. Sonntags war dieser Husten schon so zäh, dass ich Muskelkater an der Bauchdecke hatte. Keiner dieser auf die Schnelle samstags noch eingekauften Säfte hat geholfen.

Also Montag zum Doktor. Der ließ zunächst mal einen Corona Test machen. Leider war es für den Kurier schon zu spät, so dass meine Probe erst am Dienstag weggebracht wurde.

Ich ging eh von einem negativen Bescheid aus, weil ich mich stringent an die Corona Regeln hielt und keinen Kontakt hatte.

Anruf vom Doktor am Mittwoch um kurz nach acht: Ich wurde positiv getestet und war fassungslos. Ach ja und für mich war schon um 11.50 Uhr in Schwetzingen in der Radiologie ein Termin reserviert. CT der Lunge. Also nach Schwetzingen und Lungen-CT gemacht. Ergebnis: Doppelseitige Lungenentzündung.

Ich wieder heim, tief geknickt, ich hatte noch nie eine Lungenentzündung.

Zuhause angekommen lagen auch schon die Antibiotika im Briefkasten und ein Clip für den Finger, mit dem man den Sauerstoffgehalt im Blut und den Puls misst. Der erste Test ergab 94% Sauerstoff im Blut, das ist jetzt ein gerade noch akzeptabler Wert, der Puls stur bei 69. Das war am 23.12.2020. Meine Frau war mittlerweile auch positiv getestet, aber ihr Verlauf war extrem harmlos. Ich hatte anscheinend die Familienpackung abgekriegt.

Heiligabend verlief zunehmend schlechter für mich. Das Atmen fiel auf einmal immer schwerer und schmecken konnte ich gar nichts mehr. Egal welcher Tee, egal wie lange gezogen, er schmeckte nach Warmwasser.

Und das Fondue, für mich ein Debakel. Nach zwei Versuchen musste ich aufgeben. Allein der Gedanke an Essen erzeugte in mir eine nie gekannte Übelkeit. Das änderte sich auch am 1. Weihnachtsfeiertag nicht. Im Gegenteil, das Atmen wurde immer flacher und die Sauerstoffwerte im Blut lagen zwischen 91 und 94 %, einzig der Puls 69, 70, der blieb ruhig. So verlief dann auch der 2. Weihnachtstag. Immer mit dem Abgleich meiner Werte mit dem Doktor. Gegen Nachmittag ging dann der Sauerstoffanteil im Blut auf 87 und 86 in den Keller und wurde nicht mehr besser. Mein Arzt bestellte den Rettungswagen. Im Rettungswagen wurde ich auch sofort mit allerlei Kabeln verstöpselt und das erste was gemessen wurde, war am Ohr das Fieber und ich hatte 39,9°C. Ich hatte das überhaupt nicht gemerkt.

Die erste Nacht im Krankenhaus: Blutabnahme, Infusionen, Spritzen, Tabletten.

Am Samstag dann die Strategie der Ärzte: 3x täglich hochdosiertes Antibiotikum und ab Montag 100 mg Remdesivir, ein Mittel, das man zur Ebola-Bekämpfung entwickelt hat, was ich wusste.

Zunächst musste dieses hohe Fieber runter. In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich mehr an Flüssigkeit verloren als ich tagsüber getrunken hatte und das waren 4 Liter stilles Wasser. Im Krankenhaus musste 2x mein komplettes Bett gewechselt werden. Ich kämpfte gegen das Fieber und das ging einfach nicht runter, 39,9°C, 40°C, 39,9°C ich konnte die Zahlen nicht mehr hören, es ist so zermürbend und am Ende hatte ich manchmal auch keine Lust mehr. Das Fieber ging einfach nicht runter.

Was muss so ein Herz aushalten, dieses Virus, die Lungenentzündung und dieses Fieber. Und der Puls bleibt stur bei 68, 69 wenn’s schlimm kommt bei 70. So verlief auch die Nacht von Montag auf Dienstag, schweißgebadet und dauernde Wäschewechsel. Ich hatte zusätzlich noch 3 Tabletten inhaliert und trotzdem scheint es so, dass das Fieber mich kriegen möchte. Dienstagmorgen dann, altes Spiel: Blutabnahme zur Analyse, Blutdruck, Zucker, Sauerstoffgehalt im Blut, alle Werte sind bestens. Nur diese 39,9°C am Ohr gemessen machen dich kaputt. Der Dienstag verlief wie bisher, außer der Nachtisch, das war eine Banane, die schmeckte plötzlich nach Banane. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind. Den ersten Geschmack wieder zu genießen, herrlich. Gestern Nachmittag, dann wieder Infusionen Cocktail, Antibiotikum danach Remdesivir und vorher Fieber messen. Und was soll ich sagen, ich wollte es nicht glauben: 37,3°C! Ich hatte wirklich Tränen in den Augen.

Nachts wurde nochmals gemessen und da waren es 37,1°C, also konstant die Temperatur. Heute Morgen 36,5°C und auch heute Mittag 36,3°C und eben genauso. Ich glaube ich habe das erste Drittel gegen dieses Virus gewonnen. Warten wir ab wie es weiter geht.

Was ich erlebt habe, wünsche ich keinem, nicht mal den schlechten unter den Menschen die es da gibt. Ich sitze hier in meinem Corona Hochsicherheitstrakt, darf das Zimmer nicht verlassen und keiner ohne Vollschutzkleidung darf hier rein. So werde ich auch Silvester und Neujahr verbringen. Das war alles ganz anders geplant.

Ja, bleibt mir nur Euch allen da draußen einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen.

Fazit: Auch wenn wir in Philippsburg hervorragende Hausärzte haben, die sich praktisch rund um die Uhr für ihre Patienten einsetzen: Am besten ist es, sich nicht mit dem Virus anzustecken und diesem aus dem Weg zu gehen. Lassen Sie sich impfen und geben damit dem Virus keine Chance.

Das ist der beste Dank an unsere Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräfte für ihren Einsatz im Kampf gegen die Pandemie, denn jede vermiedene Ansteckung und Weiterverbreitung entlastet unser Gesundheitssystem.

Den erkrankten Personen wünsche ich eine baldige Genesung, und den Personen in Quarantäne Gelassenheit und Durchhaltevermögen.

Bleiben bzw. werden Sie gesund,

Ihr
Stefan Martus
Bürgermeister

Informationen zur Corona-Impfung

Im ganzen Land wurden Impfzentren geschaffen, um möglichst schnell viele Menschen impfen zu können. Erste Terminvergaben für Covid-19-Impfungen für bestimmte Personenkreise sind ab sofort möglich.

Eine Impfung im Impfzentrum erfolgt nur mit Termin. Die Terminvereinbarung kann telefonisch über die zentrale Telefonnummer 116 117 vorgenommen werden. Sie können den Termin auch online über die zentrale Anmeldeplattform (www.impfterminservice.de) vereinbaren. Voraussetzung hierfür ist eine E-Mail-Adresse beziehungsweise die Möglichkeit eine SMS zu empfangen.

Weitere Informationen zur Impfung, der Impfreihenfolge und den Impfzentren werden vom Land Baden-Württemberg auf der folgenden Internetseite bereitgestellt:

https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/gesundheit-pflege/gesundheitsschutz/infektionsschutz-hygiene/informationen-zu-coronavirus/impfen/

Ab 22. Januar 2021 stehen auch die Kreisimpfzentren in Bruchsal-Heidelsheim und Sulzfeld zur Verfügung.

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