Geistlicher Rat Ehrendekan Johannes Gothe
* 27.02.1898 † 08.05.1979 Ehrenbürger von Huttenheim (21.11.1969)
Geboren wurde Geistlicher Rat Gothe in einem kleinen Dorf des "Bitscher Ländchens" in Lothringen. Er erinnerte sich gerne an seine frohen Kindheitstage und an die endlosen Forste und verschwiegenen Wiesentäler der mittleren Vogesen. Die Hinneigung zum Priesterberuf wurde durch seinen ehrwürdigen Dorfpfarrer auf das Eifrigste gefördert. Er war es auch, der Dekan Gothe in Latein und Französisch unterrichtete, während ihn sein Vater mit den Geheimnissen der Mathematik vertraut machte. Im Alter von 10 Jahren trat er in die Quarta des Gymnasiums in Straßburg ein und das Leben wurde ernster.
Mit den Semesterstudien begann Dekan Gothe an der Universität Straßburg. Während der Semesterferien wurde er vorübergehend "Eisenbahner" auf dem Straßburger Bahnhof. Der Lohn für diese Tätigkeit waren monatlich 73 Mark.
Da der Krieg endlos weiterging, meldete er sich freiwillig zum deutschen Heer. Weit weg von der Heimat, auf dem märkischen Sande Jüterbogs, diente er beim II. Fußartillerieregiment der Garde. Die Ausbildung war schonungslos und hart, "aber sehr nützlich für mein späteres Leben", wie er öfters meinte.
Im Februar 1919 wurde er nach viermaliger Bitte unter die Theologen der Freiburger Erzdiözese aufgenommen, erlebte die turbulenten Krisen- und Revolutionsjahre, während er abwechselnd in Bremen, Schlüchtern und Bebra eine neue Heimat fand.
Die harte Zeit wurde gekrönt durch die Priesterweihe in St. Peter im Jahre 1921. Anschließend durfte er als Kaplan in Plankstadt, Wiesental, Durlach, Überlingen und Freiburg wirken.
1930 wurde er für vier Jahre Pfarrverweser in Grombach, dessen freundlichen und tüchtigen Menschen er noch lange verbunden war. Schließlich kehrte er in den Bruhrain zurück und wurde Seelsorger in Huttenheim.
Nach der Währungsreform ging er die Wiederherstellung des Gotteshauses an. Sieben Wochen lang hatte die Kirche kein Dach, so dass die frommen Beter an den Sonntagen oft mit dem Regenschirm in der Hand die heilige Messe feierten. Auch die Orgel stand im Regen und ist doch gerettet worden. Sie hat sogar bei diesen Gottesdiensten gespielt. "Wenn ich am Ende feststellte, dass wir über 200.000 Mark verwendet haben, dann staune ich über die Opferwilligkeit der Pfarrei, die ihren Pfarrer nie im Stich gelassen hat. Ich musste auch nie Überbrückungskredite aufnehmen. Dabei sind die vielen freiwilligen Arbeitsleistungen noch gar nicht gerechnet", so berichtete Dekan Gothe zu seinen Lebzeiten.
Daneben entstanden neue Sorgen mit dem Hereinströmen der Flüchtlinge. Es gelang, zuerst in Rußheim und danach in Liedolsheim, je ein schlichtes Gotteshaus für sie zu errichten und dazu ein Pfarrhaus. Viel freundliche Hilfe leisteten dabei in beiden Orten die evangelischen Gemeindeverwaltungen, besonders beim Erwerb der Bauplätze. Die beiden Gemeinden bildeten jetzt eine eigene Kuratie. 17 Jahre durfte er als Dekan dem Kapitel Philippsburg vorstehen.
Eine Gedenktafel an geistlichen Rat und Hochw. Ehrendekan Johannes Gothe ist an dem ehemaligen alten Pfarrhaus an der nördlichen Außenwand mit folgendem Text angebracht: "In diesem Haus wohnte von 1934 bis1969 geistlicher Rat Hochw. Dekan Johannes Gothe als Priester und Seelsorger. Er hat sich besonders verdient gemacht und segensreich gewirkt. Er war Ehrenbürger der früheren Gemeinde Huttenheim und Ehrendekan. 17 Jahre stand er dem Dekanat Philippsburg vor. Durch seine große Liebe zur Baukunst hat er der Errichtung von zwei Gotteshäusern in Russheim und Liedolsheim und an der stilvoll renovierten Barockkirche in Huttenheim maßgeblich beteiligt. In Dankbarkeit hat die Stadt Philippsburg zur Erinnerung an diese Priesterpersönlichkeit diesem Haus seinen Namen gegeben." Philippsburg, den 30.3.1988.
Er stand 35 Jahre als Seelsorger unserer Gemeinde vor. Er starb am 8. Mai 1979 im Alter von 81 Jahren im südbadischen Oberhausen-Rheinhausen.